Mittwoch, 21. November 2012

Heute war ziemlich unspektakulär, aber die Nacht in meinem Bett hat mir doch sehr gut getan. Ich habe endlich wieder durchgeschlafen, aber es wird noch Wochen dauern, bis der Geruch wieder aus der Bettdecke geht.
Mit einigen Dingen kann man sich inzwischen sehr gut arrangieren, zum Beispiel mit den Baumwollklamotten, die zwar die Auswahl sehr einschränken, aber man gewöhnt sich an alles. Tipp zum Nachmachen: Wer auch auf keinen Kunststoff in seiner Kleidung möchte, sollte bis 5% zulassen, da hat man noch sehr große Auswahl.
Auf einige Dinge mag ich aber auch nicht verzichten, vor allem nicht im Winter, deshalb bin ich jetzt wieder in meiner warmen Wohnung und sitze auf dem (plastikfreien) Sofa, vor mir die Zeitung und eine Tasse Salbeitee gegen den Husten. Abendbrot war eine Gemüsesuppe, da gab es auch keine Einschränkungen. Dafür hab ich beim Abwasch die Teller statt mit dem Schwamm mit den Händen im Spülwasser abgerieben, weil ich nichts plastikfreies zum Spülen habe. Auch kein Spüli ohne Plastikverpackung, aber da mochte ich dann aus hygenischen Gründen nicht drauf verzichten. Ansonsten fällt mir auf, wieviele Dinge gegen die Langweile aus Plastik sind. Radio beim Kochen - geht nicht. Musik hören beim Essen - geht nicht. Fernsehen gucken - geht nicht. Laptop - geht nicht (wird nur zum Bloggen angemacht). Was bleibt? Buch und Zeitung, na toll. Aber immerhin kommt man so auch mal dazu, die ZEIT durchzulesen.

Was mir grade noch einfällt: Meine Taschentücher gehen zu Neige, da ich nur am Ausschnupfen bin. Und Taschentücher ohne Plastikverpackung gibts kaum. Höchstens als riesige Packung, die nicht in die Jacke passt, wo ich momentan meine losen Taschentücher reinpacke, die ich letzte Woche alle feinsäuberlich aus ihrer Verpackung geholt habe.
Ansonsten sind es immer die Kleinigkeiten, die stören. Zum Beispiel die Packung Schokoriegel, die bei der Teambesprechung die Runde macht und mich leider auslässt...


Wer aus der Nähe von Bad Segeberg kommt, sollte sich das hier mal angucken:
http://www.awr.de/index_barrierefrei.php

Dienstag, 20. November 2012

1. regulärer Arbeitstag ohne Plastik

Dienstag
Und wieder beginnt der Tag zu früh und mit aufräumen. Dafür war aber die Nacht viel besser, weil ich nur noch einmal mit einem fürchterlichen Hustenanfall aufgewacht bin und uns einfach warm war. Zivilisation ist schon was Schönes. :)
Ab 7:15 schleppe ich unseren Krempel vom Gemeinschaftshaus zum Blockhaus, dem historischen Haus, in dem wir unsere Sachen lagern. Darin finde ich dann auch die Spuren einer Maus an unserer Butter, na super. Um kurz nach 8 sind alle Sachen wieder da, wo sie hingehören, und ich mache mich wieder auf dem Weg zum Arzt, weil gestern die Wartezeit zu lang war. Also wieder Autofahren, so viel zu Eine Woche ohne Plastik.
Um 12 beginnt dann die Arbeit auf dem Bauspielplatz und wieder muss ich kleine Ausnahmen in Kauf nehmen, denn es ist Pferdetag und die Ausrüstung ist eben teilweise aus Kunststoff und nicht komplett ersetzbar. Nach Feierabend beschließen wir, dass wir wieder nicht im Langhaus schlafen werden und bringen unser Bettzeug in unsere Wohnung. Ich bin einfach gesundheitlich noch so angeschlagen, dass es sehr unvernünftig wäre im verrauchten, nicht richtig warmen Langhaus zu schlafen.

Seit gestern Abend sind wir übrigens zu dritt. Meine Mitbewohnerin Lisa ist aus dem Urlaub zurück und hat sich uns angeschlossen.


Ich hab noch ein paar Tips für euch, wenn ihr auch weniger Kunststoff verbrauchen wollt:

beim Einkaufen: Frisches Obst und Gemüse braucht man nicht in die bereitgestellten Plastiktüten packen, sondern man kann Stofftaschen von Zuhause mitbringen.

im Bad: Anstatt einer Zahnbürste kann man Miswak benutzen, das sind Wurzeln eines bestimmten Baumes, die zahnpflegende Eigenschaften haben. Die Wurzeln gibt's als Stangen hygenisch verpackt bei ebay und man kann sich damit ganz normal die Zähne putzen. Der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, aber inzwischen geht es. Und ich persönlich finde es praktisch, dass man kein Wasser und keine Zahnpasta braucht, aber die Zähne trotzdem wirklich sauber werden. So kann man zum Beispiel ganz gemütlich im Bett Zähneputzen, was ich auch gleich machen werde, wenn ich mit Bloggen durch bin. Fazit vom Miswak: Ich hätte es nicht gedacht, aber wenn man sich dran gewöhnt hat, ist es eine ernst zu nehmende Alternative zur Kunststoff-Zahnbürste. Absolut zur Nachahmung empfohlen!
Ansonsten kann man auch anstatt einer Kunststoff-Haarbürste eine aus Holz mit Naturborsten nehmen oder einen Holzkamm wie ich. Da gibt es ganz Hübsche mit eingeschnitzten Verzierungen. Auch auf ebay zu finden.

Mehr fällt mir grade auch nicht an, ich putze mit jetzt mit meiner Miswak die Zähne und schlafe dann. Hoffentlich ist der Husten morgen besser, so dass wir wieder im Langhaus schlafen können.

Montag

Nach einer schrecklichen Nacht ist die Motivation spürbar gesunken. In der Nacht bin ich ständig aufgewacht, weil mir mein Husten sehr stark zu schaffen macht, auch durch den Rauch vom Feuer, und am Morgen mussten wir um 6:45 aufstehen und im Halbdunkel des glimmenden Feuers alle Sachen zusammen packen und aus dem Haus räumen, weil ab 7:15 der Kindergarten das braucht.
Nach dem Packen habe ich mich dann in einen Bauwagen gesetzt und gefrühstückt.
Der Bauwagen war aber leider auch nicht beheizt, so dass ich absolut durchgekühlt bin. Danach hab ich mich kurz vom Projekt abgesetzt und bin mit dem Auto zum Arzt gefahren. Gesundheit geht vor.
Um 12 musste ich wieder auf dem Platz sein, um die Tiere zu beaufsichtigen und das Feuer in unserem Haus in Gang zu halten. Aus Erfahrung lernt man, also habe ich auch schon mittags genug Feuerholz für den Tag hergeholt und habe das Haus wieder so eingerichtet, dass wir abends nichts mehr machen muss.
Ab 14 Uhr hatte ich theoretisch frei, aber stattdessen habe ich meinen Kollegen von der Jugendhilfe geholfen und das Gras und die Büsche unter den Koppelzäunen mit der Sense weggeschnitten. Bei der Arbeit wird einem nämlich nicht kalt und ich konnte bei denen noch mit Mittag essen und habe den Schlüssel für unseren Neubau bekommen, um Zugang zu vernünftigen Sanitäranlagen zu haben.
Abends haben Judith und ich uns dann zum Bloggen in die Räume der Jugendhilfe gesetzt. Ja, und dann saßen wir da in diesem gemütlichen Raum mit Fußbodenheizung und hellem Licht und wir merkten, wie fertig wir eigentlich sind. Und merkten, wie unsere Prinzipien dahinschmolzen. Ruckzuck waren die Felle und Bettdecken reingeholt und auf dem Boden ausgebreitet.

Montag, 19. November 2012

An manchen Tagen sollte man einfach im Bett bleiben...

Sonntag
Sonntag war für mich definitv so ein Tag, an dem ich im Bett hätte bleiben sollen, auch wenn ich immer Glück im Unglück hatte.

Aber der Reihe nach, ich erkläre erstmal unsere neuen Lebensverhältnisse.

Aus der Heizung wurde ein Feuer. Feuermachen ist wirklich etwas Nerviges. Beim ersten Mal macht es noch Spaß Holz zu holen (da schlich sich der erste Fehler ein: eine Schubkarre mit Gummirad ist durch nichts zu ersetzen), zu hacken und geschickt aufzuschichten, aber nach dem fünften Mal nervt es nur noch. Wir verbrauchen pro Tag zwei Schubkarren voll und in der Nacht auch zwei. In der Nacht von Sonntag auf Montag hatten wir leider unterschätzt, wie viel Holz wir brauchen und wie oft man nachlegen muss (idealerweise alle 1 1/2 Stunden), von daher ist unser Haus, das wir über Tag einigermaßen warm bekommen hatten, ziemlich ausgekühlt und nach der Hälfte der Nacht hatten wir kein Holz mehr.

Unsere Küche ist ein Topf über dem Feuer, in dem ständig Tee vor sich hin köchelt, sowie diverse Lebensmittel in Gläsern oder Pappverpackungen. Nudeln, Kartoffeln, Grieß, das gibt's alles in Pappe; und besonders beim Brotaufstrich gibt es auch in Gläsern sehr viel Auswahl.

Das Bett ist ein riesiger Stapel Felle neben dem Feuer. Fellestapeln ist auch eine Kunst für sich, weil man sie ja so hinlegen muss, dass es überall gleich hoch ist und es keine drückenden Stellen gibt.

Insgesamt sind es viele Kleinigkeiten, die das Leben mühsam machen. Holz nachlegen oder der Rauch vom Feuer, der mich persönlich sehr gestört hat, weil er meinen Husten noch verstärkt, oder die schlechten Lichtverhältnisse oder das beengte Schlafen bedingt durch die Bauart des Langhauses.

Natürlich gab es auch schöne Momente, zum Beispiel unter der Bettdecke am knisternden Feuer zu sitzen, aber so insgesamt möchte ich den Tag als absolute Pechsträhne abhaken. Am frühen Abend ist einer meiner frisch gefilzten Schuhe ins Feuer gefallen und an einer Stelle fast komplett durchgeschmort. Dann habe ich in der Dämmerung einen Metallriegel nicht gesehen und habe mir die Spitze davon in den Wangenknochen knapp unter dem Auge gerammt. Und das reichte wohl immer noch nicht, weil dann um 20 Uhr unser Holz verbraucht war und ich neues schlagen wollte, im Dunkeln vor unserem Haus. Beim Holzhacken gibt es zwei Grundregeln: 1. Wenn du Holz für die Nach schlägst, und denkst, du hast genug, dann mach noch mal doppelt so viel. 2. Hacke niemals im Dunkeln Holz. Sonst hackst du dir nämlich wie ich in den Finger. Jetzt habe ich eine 2cm lange Schnittwunde über Finger und Fingernagel vom linken Daumen und habe den Abend in der Notaufnahme verbracht. Es ist nichts Ernstes, aber ich habe einen Verband um den Finger, der mich behindert und natürlich tut der Finger weh. Dank eines netten Krankenpflegers, der mir noch extra Verbandszeug zum Wechseln mitgegeben hat, kann ich das Projekt aber fast ungehindert weiterführen, nur das Holzhacken überlasse ich jetzt besser Judith.

Filzen!

Hallo!

Jetzt sind drei Tage rum und ich fang mal an zu berichten:

Samstag

Am Samstag haben Alex, Judith und ich uns Schuhe gefilzt. Der Plan dahinter war, die Filzschuhe in Holzschuhen zu tragen und so den Gummisohlen zu entgehen. Um 9 Uhr fingen wir an.
Zuerst haben wir die Vorlagen aus Zeitungspapier ausgeschnitten und dann auf Linoleum übertragen. (Das Linoleum war leider unvermeidbar, weil man ein Material braucht, das biegsam ist und sich nicht verformt, wenn es den ganzen Tag im Wasser ist.) Das sieht dann so aus:
 Das Linoleum wird dann mit gekämmter Wolle umwickelt. Das ist der wichtigste Arbeitsschritt, denn wenn man nicht ordentlich wickelt, kann der Schuh nicht mehr gut werden.
Danach wird die Wolle vorsichtig mit ganz viel Wasser und Seife verfilzt und die verfilzten Schuhe aus der Form gelöst und an die Fußgröße angepasst.
Abends um halb 7 war ich endlich durch und auch völlig fertig. Dafür aber mit warmen, selbstgemachten Schuhen, die nur noch trocknen müssen.

An dieser Stelle vielen lieben Dank an Isa, die den ganzen Tag mit uns gefilzt hat und uns ganz viele hilfreiche Tipps gegeben hat. Danke! =)

Samstag, 17. November 2012

Moin moin!
Ich bin Sonja, eine der Verrückten, die bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf fast alle Annehmlichkeiten des heutigen Lebens verzichten wollen, denn diese haben alle ein Problem: Sie sind aus Plastik und da wollen wir ja diese Woche drauf verzichten. Die Idee schwirrte schon länger in meinem Kopf rum und ich dachte nicht, dass ich Leute finde, die bescheuert genug sind, da mitzumachen, aber wie man sieht, gibt's die doch. Die Gründe, warum ich mir das antue, sind vielfältig: Erstmal liebe ich Herausforderungen und das hier ist definitv eine. Viel wichtiger ist aber, dass es mich schon immer gestört hat, wie viel Plastik wir unbedacht benutzen. Plastik hat natürlich Vorteile, aber eben auch klare Nachteile. Der größte ist meiner Meinung nach, dass es nicht verrottet. Guck dich mal um, wenn du irgendwo lang gehst, und dir wird auffallen, dass überall Plastikmüll rum liegt. Das ist nicht weiter verwunderlich, weil fast alles in Plastik verpackt ist und wir überall Plastiktüten zugesteckt bekommen. Da hab ich mir gedacht: Es muss doch auch ohne gehen.
Die letzten Tage wurde mir immer klarer, wie verrückt es ist, das Ganze Ende November zu machen, aber jetzt ist es so. Als ich anfing das vorzubereiten, kamen schon die ersten Schwierigkeiten auf. Klamotten zum Beispiel sind so eine Schwierigkeit. Gönn dir mal den Spaß, geh durch ein beliebiges Kaufhaus und guck auf die Etiketten. Du wirst fast überall mindestens 5% Kunststoff finden. Auf bei Teilen, die absolut nach Wolle aussehen, ist oft noch Polyacryl drin.
Das größte Problem diese Woche wird es also sein nicht zu frieren, deswegen ist meine erste Ausnahme meine Winterjacke. Das ist zwar inkonsequent, weil man auch ganz viele Schichten Wolle tragen könnte, aber für mich dringend notwendig, weil ich die letzte Woche eine Halsentzündung hatte und immer noch nicht wieder richtig fit bin und deshalb einfach das Wärmste anziehen möchte, was ich habe. Die zweite Ausnahme ist für mich wie für die anderen auch Sanitäranlagen, denn ohne Klo und ohne heiße Dusche möchte ich wirklich nicht leben. Meine dritte Ausnahme ist Unterwäsche mit Gummizug. Den könnte man aber auch rausmachen und durch eine Kordel ersetzen, wenn man dauerhaft ohne oder mit wenig Plastik leben möchte. Eine vierte Ausnahme habe ich noch nicht, aber die wird sich diese Woche sicherlich noch ergeben.

Während der Woche werde ich zusammen mit Judith in einem Wikinger-Langhaus wohnen, einem Rekonstrukt, das auf dem Bauspielplatz Roter Hahn in Lübeck-Kücknitz steht ( www.geschichtserlebnisraum.de ). Auf dem Bauspielplatz mache ich ein FÖJ und der Platz ist für so ein Projekt einfach ideal. Während der Arbeit werden die Einschränkungen nicht all zu groß sein, und das Haus hat eine Feuerstelle, die für die Woche unsere Heizung und Küche sein wird. Trotzdem wird es eine harte Woche werden, aber ich freu mich trotzdem.

Ich hoffe, dass wir dich durch unser Projekt zum Nachdenken anregen und du vielleicht in Zukunft auch deine Einkäufe in Stofftaschen packst oder frische Lebensmitteln eingeschweißten vorziehst oder oder oder. Das wäre toll.

Liebe Grüße, Sonja